„Filme für Schriftsteller“ teilen sich grob in zwei Kategorien auf: Streifen über fiktive Autorinnen und Autoren (wie etwa „Unter dem Himmel der Toskana“) oder Filmbiografien, die sogenannten Biopics – ein englisches Komposita aus den beiden Wörtern „biographical“ und „motion picture“. Bei letzteren reicht die Bandbreite von nah an der Realität (etwa Brian Gilberts beeindruckenden „Oscar Wilde“ von 1997) bis völlig frei erfunden (z.B. John Maddens herrliche Komödie „Shakespeare in Love“ aus dem Jahr 1998). Der 2007 in den Kinos gelaufene Film „Geliebte Jane“ (im Original wie so oft treffender: „Becoming Jane“) geht ziemlich weit in die fiktive Richtung: Mir kam es so vor, als habe der britische Regisseur den freilich korrekten Eckdaten Jane Austens einen ihrer Romane übergestülpt: Die zentrale Liebesgeschichte, die auch aus „Stolz und Vorurteil“ stammen könnte, ist offenbar nirgends belegt.
Was mir herzlich egal war: Filmbiografien kranken ohnehin zu oft an den nicht unbedingt spannenden Lebensumständen der Hauptperson. Das reale Leben verläuft eben nicht nach der durchgeplotteten Dramaturgie eines Romans. Dennoch hagelte es Kritik ob der geringen biographischen Nähe; auch die Auswahl der amerikanischen (!) Schauspielerin Anne Hathaway für eine britische Autorin gefiel so manchem nicht. Tatsächlich wirkt sie einen Hauch zu modern und hübsch – als Fehlbesetzung würde ich Hathaway aber mitnichten bezeichnen.
An Ausstattung, Bildästhetik und Sound gibt’s jedenfalls nichts zu meckern – einen guten Eindruck vermittelt der Trailer (abgesehen von der bescheuerten Erzählstimme):
„Geliebte Jane“ ist ein langsamer, stimmungsvoller Film, der etwas über zwei Stunden schöne Bilder, Kostüme, englische Atmosphäre und Emotionen einfängt. Was das Schreiben angeht, wäre aber einiges mehr drin gewesen: Als ZuschauerIn sieht man Jane Austen zwar kritzeln und mit ihren Formulierungen hadern, man spürt ihren Willen, mit dem Schreiben Geld zu verdienen und eigenständig zu sein. Aber wirklich die Kreativität und den Schreibprozess einfangende Szenen gibt es nicht. Auch der Schluss enttäuscht leicht – er wirkt ein bisschen wie drangeklatscht.
Dennoch ist „Becoming Jane“ ein romantischer Film mit witzigen und schönen Momenten – letztlich empfehlenswert. Zumal die wunderbare Maggie Smith, wenn auch nur in einer Nebenrolle, mitspielt!
Den habe ich auch gesehen…mir hat er auch gut gefallen…
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Ja, insgesamt hat’s mir auch – mit gewissen Abstrichen halt – ziemlich gut gefallen.
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Jane Austen ist meine Lieblingsschriftstellerin, den Film mochte ich dennoch nicht. Leider finde ich die Besetzung von Ann Hathaway, die ich sonst ganz gern mag, in diesem Fall unpassend. Auch sonst übermittelt mir Geliebte Jane zu wenig Flair.
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Ist sie Dir zu amerikanisch oder zu modern oder was anderes 🙂 ?
Flair hatte der Film aber schon, nur fehlte ihm, fand ich, die Ironie von Austens Bücher – das kam wirklich nur im Ansatz vor.
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Wie immer ist alles subjektiv. Für mich blieb Geliebte Jane hinter allen JA-Verfilmungen, die ich kenne, atmosphärisch zurück. Was Ann Hathaway betrifft, kann ich nicht sagen, was genau mich störte, aber für mich war sie alles nur nicht Jane Austen.
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Das fand ich auch – ich würde auch jede Romanverfilmung vorziehen. Aber das liegt – bei mir – einfach daran, dass eine Biographie an sich nicht so spannend und stringent wie ein Roman sein kann. Liebe Grüße!
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