Über erste Sätze

Im ersten Satz eines Romans wohnt Magie. Wir Autorinnen und Autoren feilen und polieren ewig an ihm herum – schließlich ist er die Türklinke, die von Leseraugen hinuntergedrückt wird, um in die Welt des Buches einzutreten.

Wie faszinierend dieses Thema ist, zeigen hunderte von Artikeln über „erste Sätze“ im Netz, dutzende wissenschaftlicher Arbeiten an den Universitäten oder auch der 2007 mit großem Medienrummel ausgelobte Wettbewerb „Der schönste erste Satz“ der Initiative Deutsche Sprache – Gewinner war damals „Ilsebill salzte nach“.

Anlass für diesen heutigen Post ist eine schöne Aktion des Börsenblatts, eine Umfrage zum Thema „erste Sätze“. Noch bis zum 14.06. geben dort täglich drei LektorInnen ihre Statements ab. Los ging es gestern mit Jo Lendle, Raimund Fellinger und Nikola Richter – hier der Link.

Der Cheflektor von Suhrkamp, Raimund Fellinger, zieht sich dabei mit ein paar Allgemeinheiten elegant aus der Affäre, während Nikola Richter von mikrotext das Phänomen differenziert ausleuchtet (und uns Autoren noch den Tipp gibt, nicht nur die ersten Sätze unserer eingeschickten Manuskriptseiten zu perfektionieren, sondern auch den letzten Absatz). Den elitären Vogel schoss für mich der Hanser-Verleger Jo Lendle ab – wünscht er sich doch einen ersten Satz von „(…) solcher Wucht, dass man den Rest des Buches braucht, um sich davon zu erholen.“ Na, wenn’s weiter nichts braucht. Als Beispiele nennt er Tolstois „Anna Karenina“ („Alle glücklichen Familien gleichen einander, jede unglückliche Familie ist auf ihre eigene Weise unglücklich.“) und Ernst Blochs „Freiheit und Ordnung“. Von Bloch kenne ich leider nur seine „Spuren“; den erste Satz des genannten Buches konnte ich im Internet nicht finden. Falls ihn jemand kennen sollte, bitte in den Kommentaren posten – denn ich bin wahrhaftig arg gespannt auf die „Wucht“ dieses Satzes.

Ebenfalls gespannt bin ich auf die weiteren Lektoren-Aussagen in den nächsten Tagen – wirklich eine gerade für AutorInnen inspirierende Aktion.

Ausdrücklich will ich aber die Gelegenheit nutzen, hier und heute eine Lanze zu brechen: Ja, im ersten Satz wohnt die Magie. Aber macht Euch bitte, bitte nicht verrückt damit! Nicht jeder Roman kann mit einem „Nennt mich Ishmael!“ (Moby Dick) oder „Der Mann in Schwarz floh durch die Wüste, und der Revolvermann folgte ihm“ (Kings „Schwarz“) beginnen. Im Gegenteil: Viele meiner Lieblingsbücher starten dröge oder sogar extrem sperrig. Beispiel „Buddenbrooks“ von Thomas Mann:

»Was ist das. – Was – ist das …«
»Je, den Düwel ook, c’est la question, ma très chère demoiselle!«
Die Konsulin Buddenbrook, neben ihrer Schwiegermutter auf dem geradlinigen, weißlackierten und mit einem goldenen Löwenkopf verzierten Sofa, dessen Polster hellgelb überzogen waren, warf einen Blick auf ihren Gatten, der in einem Armsessel bei ihr saß, und kam ihrer kleinen Tochter zu Hilfe, die der Großvater am Fenster auf den Knien hielt.

Öder und abschreckender gestaltete Thomas Mann nur noch den Anfang seiner fantastischen Josephs-Romane – durch die müssen wir Lesende uns erst heroisch durchkämpfen. Aber auch einem Stephen King gelingt nicht jeder Anfang. Hier der Beginn seines großartigen Endzeitromans „The Stand – Das letzte Gefecht“:

»Sally.«
Ein Grummeln.
»Wach jetzt auf, Sally.«
Ein lautes Grummeln: Lass mich schlafen.
Er schüttelte sie heftiger.
»Wach auf. Du musst aufwachen!«

Ganz ehrlich: Langweiliger geht’s kaum. Und doch ist „The Stand“ eines der besten Bücher von King.

Also: Unterschätzt nie den ersten Satz eurer Geschichte – aber überschätzt ihn auch nicht!

Und zum Abschluss noch hier ein kleines Quiz zum Thema – Prokrastination ist doch was Feines!

Wie wichtig ist für Euch der erste Satz? Zentral oder nur ein Punkt von vielen? Entscheidet Ihr nach dem ersten Satz schon, ob Ihr ein Buch weiterlesen werdet? Und vor allem: Was ist wohl wichtiger – der erste Satz oder der letzte?

46 Gedanken zu “Über erste Sätze

  1. Es gibt in „la peste“ von André Gide eine Figur, die den ganzen Roman hindurch und schon lange davor (und danach?) am ersten Satz von einem Roman feilt. Ein schönes Beispiel für eine witzige Figur in einem absolut nicht witzigen Roman

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      1. Camus und Sartre – da bin ich leider durch den Französisch-Unterricht traumatisiert. Wird vielleicht Zeit, diese Schullektüre einmal stressfrei und in deutscher Übersetzung zu wiederholen – meinen herzlichen Dank für die Anregung!

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  2. Wenn ich selber schreibe ( nein, bin keine Autorin ) , dann sind beide Sätze für mich wichtig. Mit den ersten Satz möchte ich meinen Leser sofort fesseln, und mit dem letzten entlasse ich ihn, das mit einem Nachdenken. Der letzte Satz, der nachhallt und man ewig an das Buch denkt und am liebsten weiterlesen möchte.
    Als Leserin selber, habe ich mir nie über die ersten Sätze nachgedacht. Eher an den Letzten, denn dieser Satz entlässt mich. Lässt er mich frei, fesselt es mich und muss ich es mehrmals lesen? Kommen Fragen auf? Denke ich darüber lange nach?
    Wichtig sind für mich die ersten Seiten. Und ich glaube es war in den Roman von Stephen King „Heart in Atlantik“, wo der alte Mann sagt, dass die ersten zwanzig Seiten wichtig sind. Wenn man da nicht gefesselt wird, braucht man nicht groß weiterlesen. Irgendwie so ähnlich, weiß den Wortlaut nicht mehr so genau. Und da sprach er mir aus der Seele.

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    1. Vielen Dank für Deine Anregungen! Und es geht mir tatsächlich sehr ähnlich: Als Leser mache ich mir auch nie groß Gedanken über den ersten Satz, wohl aber über den letzten 🙂
      Hm, und Du hast mir richtig Lust gemacht, mal wieder „Heart of Atlantis“ zu lesen. Kennst Du die wunderbare Verfilmung mit Anthony Hopkins?
      Liebe Grüße!

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  3. Der erste Satz ist bei mir nicht wirklich entscheidend, sonst hätte ich so manches Buch nicht gelesen und doch muss mich „irgend etwas“ packen, damit ich überhaupt weiterlese. Aber der letzte Satz sollte sitzen und nichts finde ich selbst beim schreiben schwieriger- entweder um den offenen Raum zu lassen/zu schaffen oder einen Punkt zu setzen.
    herzlichst
    Ulli

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    1. Interessant – jetzt frage ich mich doch, ob dieses „Erste-Satz“-Dings nicht tatsächlich überbewertet ist 🙂 Für mich selbst ist der Anfang immer schwieriger als das Ende: Der Schluss kommt praktisch von allein, aber den Anfang muss ich mir erkämpfen; da muss ich immer erst den „richtigen“ Ton finden, die Stimmung, die Charaktere …
      Herzliche Grüße zurück!

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    1. Jaaaaaa – das ist so ziemlich das schlimmste Leseerlebnis überhaupt: ein unverständlicher/unbefriedigender Schluss. Darüber werde ich doch gleich mal einen Eintrag schreiben – 1000 Dank für den Impuls 🙂
      Liebe Grüße!

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  4. Über Mann und King – zumindest über seinen „Dunklen Turm“ – schweige ich lieber. 😉 Aber für mich ist der erste Satz definitiv wichtiger als der letzte!

    Wobei ich dem auch nicht zu viel Bedeutung beimessen möchte, denn im Allgemeinen gebe ich einer Autorin bzw. einem Autoren durchaus mehr Zeit als einen Satz, um mich vom Buch zu überzeugen!

    Ich gebe übrigens zu, die Wahl von „Ilsebill salzte nach“ nie verstanden zu haben, finde ich doch allein schon den von „Anna Karenina“ um vieles schöner! (Aber es ging ja, glaube ich, um deutschsprachige Literatur. Sei´s drum.)

    In meiner persönlichen Liste der schönsten ersten Sätze liegt übrigens der von mir sehr geschätzte John Boyne vorne. Aus seinem Buch „Das späte Geständnis des Tristan Sadler“: “ „Die ältere Dame mit dem Fuchs um den Hals , die mir im Zugabteil gegenübersaß, erinnert sich an einige Morde, die sie im Laufe der Jahre begangen hatte.“ 🙂

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    1. Ja, der Grassche Satz hatte zwar was, aber der schönste …? Auf Platz 2 fand ja, glaube ich, Kafkas Verwandlung seinen Platz: „Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt.“ Das wäre schon mehr nach meinem Geschmack gewesen 🙂 Aber Dein John-Boyne-Zitat ist auch stark – vielen Dank dafür! Und Du gehörst also zur Erster-Satz-Fraktion? Spannend 🙂

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  5. Spontan würde ich die Frage mit einer Gegenfrage beantworten: Was nützt eine goldene Türklinke, wenn dein Haus eine Ruine ist? Nichts ist doch peinlicher und irritierender, als wenn jemand im ersten Satz etwas verspricht, was er danach auf hunderten von Seiten nicht halten kann. Und dabei geht es nicht nur um Qualität. Ein „überfeilter“ erster Satz kann leicht zu einem Sonderling werden. Das muss ja auch stilistisch passen. Kafkas Verwandlung ist dafür ein Paradebeispiel. Der erste Satz ist eine Wucht. Aber er gehört ganz natürlich dazu und ist nicht ein aufgesetztes Stück Sonderausstattung. Aber so etwas dürfte eher die Ausnahme bleiben.
    Ich mag es ganz gerne, wenn die ersten Zeilen eher harmlos bleiben. Denn das bietet mir Gelegenheit, mich auf die Sprache einzustimmen, sozusagen beim Autor anzukommen. Was man aber meines Erachtens auf keinen Fall unterschätzen sollte, ist der letzte Satz des ersten Kapitels. Ein Satz, der einen neugierig macht auf die Fortsetzung.

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    1. Schöner Kommentar, meinen herzlichen Dank! Besonders spannend finde ich Deine Idee zum letzten ErstesKaipitelSatz. Letztendlich sollte es natürlich schon so sein, wie Faulkner glaube ich forderte: Von einem Satz zum nächsten die Leser neugierig machen und zum Weiterlesen bringen.
      Insgesamt bin ich schon überrascht, wie viele hier auf einen großen ersten Satz nicht den höchsten aller Werte legen. Das gefällt mir 🙂
      Und womit Du besonders recht hast: Nichts Schlimmeres als ein toller Anfang, der dann ins Ruinöse verplätschert!
      Dank und liebe Grüße!

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  6. Erster oder letzter Satz, ich finde, das hängt vom Buch ab. Bei manchen Geschichten, bei denen man sich beim Lesen fragt, worauf die Geschichte hinaus laufen wird, kann ein schlechter letzter Satz (bzw. allgemein ein schlechtes Ende) eine echte Enttäuschung sein. Wenn man sich aber bis zum vorletzten Satz fragt, ob das Buch nur schlecht ist oder ob der Autor vielleicht doch eine gute Idee hatte, und dann sieht man im letzten Satz, dass er einen Plan hatte, dann kann so ein letzter Satz viel ausmachen. In so einem fall ist der letzte Satz definitiv wichtiger als der erste.

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    1. Spannende Idee! Hast Du ein Beispiel, wo es Dir mal so gegangen ist? Denn bei mir ist es so, dass ich spätestens nach der Hälfte doch immer schon weiß, ob ich das Buch „gut“ finde oder nicht.
      Liebe Grüße!

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      1. Hmmmm, noch habe ich keine Studien dazu durchgeführt… 😜 Aber: Ich habe ein gewisses Faible für pathetische Schlüsse. Ein gutes Beispiel ist der Schluss von Stephen Kings ‚‚Der Anschlag“. Ich werde in der kommenden Zeit verstärkt darauf achten, eventuell ergibt sich ein neuer Blog-Eintrag daraus.

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    1. Spannend! Für mich sind die ersten Seiten nie schwierig, sondern nur aufregend – jedes Buch ist ja ein wenig wie neuentdecktes Land, ein neuer Kontinent, den es zu erforschen gilt.
      Und was ich in der Diskusion hier dank Dir und Euch gelernt habe: Der erste Satz ist tatsächlich nicht sooooo wichtig 🙂
      Liebe Grüße!

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  7. Wenn ich mir ein mir unbekanntes Buch kaufen will, schaue ich als Leser stets auf den Klappentext, um zu erfahren, worum es überhaupt geht und ob mir der Inhalt generell gefällt. Der erste Satz ist die grundlegende Kontaktaufnahme zwischen Autor und Leser – aber davon ein ganzes Buch abhängig zu machen? Das klingt schon fast so, als wäre der erste Satz im Buch wie ein „Werbeslogan“, der nur zu dem Zweck formuliert wird, beim Leser möglichst lange im Hinterkopf zu klingen. Für mich ist der letzte Satz eines Buches eigentlich der Wichtigste, hier gibt der Autor den „moralischen Sinn“ zu erkennen (… und die Moral aus der Geschicht’…..)
    Liebe Grüße Rita

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    1. Klappentexte lese ich schon lange nicht mehr, da sie oft viel zu viel (manchmal zwei Drittel des Buches) verraten. Das ärgerte mich über Jahre derart, dass ich schließlich zum absoluten Klappentext-Abstinenzler wurde. Insofern ist für mich der Blick ins Buch, also die erste Seite, schon zentral. Schöner Vergleich von Dir übrigens: Der erste Satz als Werbeslogan. Ich glaube tatsächlich, dass die Tendenz stark dahin geht!
      Ganz lieben Dank für Deinen Kommentar und liebe Grüße zurück!

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  8. spannend… ich denke erste und letzte sätze sind beide wichtig!
    allerdings sind bei einem buch für mich auch eher die ersten seiten entscheidend, ob ich weiterlese oder nicht.
    feiner beitrag! 🙂
    und ein beitrag über die schlüsse von büchern würde mich auch sehr interessieren!
    (witzigerweise mag ich als schreibende offene enden, als leserin aber eher nicht….. oder zumindest wünsche ich mir immer wenigstens eine richtung.)
    herzliche grüße, mit sonne,
    diana

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    1. Das ist ja interessant: andere Favoriten beim Lesen und Schreiben! Hast Du eine Idee, woher das kommt? Ich für meinen Teil mag offene Enden weder beim Produzieren noch beim Rezipieren 🙂
      Liebe sonnige Sonntagsgrüße zurück!

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      1. keine ahnung… vielleicht liegt es daran, dass ich vorwiegend lyrik schreibe? denn da ist es mir wichtig, freiräume für den leser zu lassen. ja, interessant und eigentlich auch das erste mal, dass ich mich damit beschäftige. danke für den anstoß!
        noch einen feinen sonntag dir, mit liebem gruß!

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      2. Spannend, herzlichen Dank für die Rückmeldung. Ule schreibt unten in ihrem Kommentar, dass sie – von der Lyrik kommend – den Schluss als Ziel versteht …
        Gehab Dich sonnig-sonntäglich wohl!

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      3. ja, ules feinen kommentar habe ich gelesen… darüber muss ich nachdenken – irgendwie ja, wobei ich den schluss eines gedichtes nie als „schluss“ empfinde, sondern vielleicht eher als eine art tür… oder sprungbrett 😉 🙂

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  9. Ich gehöre eindeutig zur Erster-Satz-Fraktion! Das Ende muss nicht so verzaubert sein, wie ich finde. Ich stricke mir gern selbst meine eigenen Geschichten mit ein, wenn der Autoren-Schluss in die gleiche Richtung geht, bin ich da sehr tolerant 😉 Perlen inmitten des Textes sind auch enorm wichtig, die kennzeichne ich mir auch immer. Und ich habe grad eine Novelle zu schreiben begonnen, weil ich einen Satz so liebe. Das ist meine ganz persönliche Liebeserklärung an den ersten Satz!
    Das Eis brüllte gefällt mir ürigens ausnehmend gut.

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    1. Jetzt machst Du mir aber die Statistik kaputt 🙂
      Aber wirklich sehr spannend, wie die Gewichtung zwischen ersten und letzten Sätzen verteilt ist. Und ja: Den einen Satz als Keimzelle für eine Geschichte zu finden – das ist natürlich noch einmal eine ganz andere Sache …
      Worum geht’s denn in Deiner Novelle? Teil von „Nathen“? Etwas Gespenstisches?
      *neugierig*
      Und vielen Dank für die Eisbrüll-Blumen 🙂
      Liebe Grüße!

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      1. Pfff, Statistiken 😉
        Ich kann leider nichts verraten, nur dass es schaurig schön und mit etwas Schock sein wird. Der Titel ist aus einem Satz eines sehr tiefen Gespräches entstanden, das war klar, dass da was draus werden muss. Und dann der erste Satz … Es hat mich erwischt. Kennst Du das Schreiben mit Herzklopfen und Magenkribbeln? Deswegen mag ich auch nichts drüber bloggen, hab Angst, dass mir wer was klaut. Schön blöd. Oder eben sehr emotional … Liebste Grüße!

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      2. Nein, das „Bei-sich-behalten“ ist schon wichtig: gerade nicht drüber reden oder bloggen, nicht verwässern, nicht „teilen“. Ich bin gespannt!
        Sonntäglichsonnige Grüße zurück!

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  10. Wieder mal eine sehr lesenswerte Diskussion, die du mit deinem spannenden Beitrag eröffnet hast.
    Ein paar Seiten, auch ein Kapitel, gebe ich einem Buch schon, um sich zu bewähren. Der erste Satz kann zunächst allenfalls ein Glitzerstein sein, über den ich mich kurz freue. Aber: wenn ich ein Buch durchgelesen habe, werfe ich noch einen Rückblick auf den Anfang; erst dann mag ich sagen, wie genial ich einen ersten Satz wirklich finde. Idealerweise schließt sich dann ein Kreis, auch bei einem offenen Ende.
    Generell ist mir der Schluss eines Buches wichtiger als der erste Satz. Vielleicht liegt das an meiner Prägung durch die Lyrik, in der die Schlüsse die Essenz bilden, auf die der Text zuläuft, bis hin zu einem zentralen letzten Wort sogar.

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    1. Das ist ein schöner, für mich sehr trefflicher Vergleich: Der erste Satz als Glitzerstein, über den man sich freut, aber der nicht das eigentliche Gold sein kann – vielen Dank dafür!!
      Und ebenso trefflich finde ich Deine Bezugnahme zur Lyrik – da muss ich erstmal drüber nachdenken 🙂
      Liebe Grüße Dir und einen sonnig-sommrigen Sonntag!

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  11. Für mich ist der erste Satz genau so wichtig, wie er gerne eingeschätzt wird. Er stimmt nicht nur auf die Geschichte ein, sondern sagt auch eine Menge darüber aus, ob jemand schreiben kann oder nicht. Dabei verzeihe ich absolut, wenn ich auch gezwungen bin, die nächsten Sätze zu lesen, weil nicht im ersten Satz alles gesagt werden kann. Aber ich erwarte absolut, dass man nicht den Eindruck gewinnt, hier wird noch herumgesucht, wovon die Geschichte eigentlich handelt.

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    1. Ah, Du gehörst also zur Hardcore-Fraktion, sehr schön! Hast Du denn schon nach einem ersten Satz, der Dir nicht gefiel, ein Buch weggelegt? Denn manche Sätze – so auch der „schönste“ des Wettbewerbs („Isebill salzte nach“) sagen ja doch nicht unbedingt viel aus. Und Du hast völlig recht: Ein „noch suchender“ erster Satz, der selbst nicht weiß wohin er will – das geht gar nicht! 1000 Dank für Deine Zeilen und liebe Grüße!

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  12. Der erste Satz ist ein wichtiger Einstieg ins Buch. Mir gefiel der erste Satz aus Hiromi Kawakami aus „Am Meer ist es wärmer“ : Jemand folgte mir. Obwohl im englischen die Satzstellung etwas anders ist, und dadurch eine andere aussage enthält.

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    1. Ein schönes Beispiel. Ähnlich wie bei King „… und der Revolvermann folgte ihm“ zieht so ein Satz hinein, weil wir Leser wissen wohlen, wer da folgt, wer verfolgt wird und warum. Gleichzeit ist Bewegung drin: Unwillkürlich stellen wir uns vor, wie das Ich geht, läuft oder fährt …
      Meinen herzlichen Dank! Ich wünsche Dir noch einen schönen Sonnen-Sonntag!

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  13. vielleicht ist es wie mit den mensche: der erste eindruck kann täuschen und ebenso der erste satz – auch wenn er scheinbar voller magie daher kommt. eventuell hält diese noch eine weile an, ehe man vor langweile einschläft…

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    1. Eine treffliche Analogie – das gefällt mir richtig gut. Meinen herzlichen Dank dafür! Ich stelle mir jetzt richtig vor, wie ein erster Satz, poliert und magisch, einem geschminkten Gesicht gleicht, das die Wahrheit dahinter nicht preisgibt, oder ein Gesicht mit Pickeln und braunen Zähnen, dafür Schönheit und Güte in Innern. Wirklich Klasse 🙂
      Ich wünsche Dir noch einen schönen Sonntag!

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