Schneeweiß ohne Schnee

Ein Bildgedicht

für U. Hinz

Immer im Dezember

Wenn meine Sehnsucht nach Schnee groß ist

Und die Wolken doch nur regnen

Suchen meine Augen nach anderem Weiß

Saugen sich fest in der Watte am Himmel

wolke_krueger

Trinken die hypnotischen Reflexe im Wasser

wellenspiegelung_krueger

Gieren nach Weiß in den Federn von Möwen

Im Putz der Hauswände sogar

Im Papiertaschentuch wenn die Nase sich putzt

Oder meine Augen streicheln eine Birke

birke_krueger

Deren Rinde Hans Henny Jahnn

Mit Notenrollen für mechanische Klaviere verglich

(Welche Musik würden diese Lochstreifen spielen?)

Unermüdlich suchen meine Augen

finden winzige Schneebälle

schneebeere_krueger

Zu klein zum Werfen

Dafür knacken sie schön unter den Stiefeln

Und das große YinYang von Sonne und Mond

sonne_mond_krueger

Denn auch die Sonne strahlt weiß

(Warum malen wir sie in Gelb?)

Immer im Dezember warte ich sehnsüchtig auf Schnee

Wie ein Hund auf sein Stöckchen

Und finde dann

wenigstens noch das:

rauhreif_krueger

Denn Rauhreif ist Schnee

Der nicht vom Himmel fällt

Sondern Schnee

Der aus der Erde wächst.

14 Gedanken zu “Schneeweiß ohne Schnee

  1. Vielen Dank fürs Folgen ! Ein schönes Gedicht mit einer sehr schönen Bilderreihe. Ich sehne mich nicht so nach dem Schnee (der Kälte), aber wenn er da ist, erfreue ich mich gern an seiner glitzernden Pracht 🙂 Mal sehen, ob er noch kommt, der Schnee….

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