Mein bislang letztes Kinder- bzw. Jugendbuch. Als der Ueberreuter-Verlag von Wien nach Berlin umzog, wurde der Wunsch laut, einen Krimi in der Spree-Hauptstadt spielen zu lassen. Denn erstaunlicherweise gab’s so etwas noch nicht: Einen Kinder/Jugendkrimi in Berlin.
Ausgangspunkt – wie könnte es in dieser Stadt anders sein – waren die Bären. Genauer: die Bären-Skulpturen von Renée Sintenis. Die gibt es dort nicht nur als Goldener-Berlinale-Bär-Variante, sondern auch in großer Ausführung an den Berliner Autobahnen. Ich fing an rumzuspinnen: Was, wenn jemand diese Figuren stehlen würde? Und warum?
Die von 1888 bis 1965 lebende Bildhauerin Renée Sintenis entpuppte sich bei der Recherche als derart spannende, nicht nur ob ihrer 1,80 Meter große Frau, dass ich ihr Leben in meinen Roman einflocht. Ungewöhnlich ist außerdem der tierische Sidekick, den ich meinem Berliner Trio mitgab: Nach langem Brüten entschied ich mich für ein Teichhuhn.
Klappentext:
Berlin ist in Aufruhr: Nachts verschwinden bronzene Bärenskulpturen von den Autobahnen, die in die Hauptstadt führen. Kurz darauf wird bei der 12-jährigen Maddie, dem jüngsten Stuntgirl Deutschlands, zu Hause eingebrochen. Hatte der Dieb es etwa auf den Goldenen Berlinale-Bären abgesehen, der einst Maddies Großvater gehörte?
Zusammen mit ihren Freunden Loreta und Julius entdeckt Maddie eine uralte, geheime Botschaft, die das Trio auf eine Schnitzeljagd quer durch Berlin führt. Sie ahnen nicht, dass der Bärenjäger ihnen bereits dicht auf den Fersen ist …
Erste Sätze:
»Julius, aufwachen!«
»Mmmmmmmmmhhhhh!«
»Lass ihn doch schlafen, Schatz«, mischte sich Julius’ Mutter ein und gähnte. Sie saß hinter dem Steuer und lenkte den Familienwagen über die nachtschwarze Autobahn.
Julius’ Vater lachte leise. »Ich hab’s aber versprochen. Und wenn ich ihn jetzt nicht rechtzeitig aufwecke, ist er bis Weihnachten beleidigt.«
»Mindestens«, stimmte ihm Julius’ Mutter seufzend zu, setzte den Blinker und überholte einen einsamen Lastwagen in der Nacht. Hinten auf dem Rücksitz brummte ihr Sohn noch einmal im Schlaf, und auf der Armatur leuchtete blassblau die Zeit: 02:42 Uhr …
Trio Berlin: Der Bärenraub
Ueberreuter-Verlag, Berlin, 2014
218 Seiten
gebundene Ausgabe für 12,95 €
Rumspinnen klingt schön. Daraus entstehen die besten Geschichten, besonders wenn es sich auf einmal mit Dingen verflechtet, die man bei der Recherche entdeckt. Manchmal passt das so wunderbar, dass man denken könnte, es wäre so gewollt … Warum steht sowas nie in einem Schreibratgeber?
Ich werde mal reinschauen …
Liebe Grüße!
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Da hast Du wiedermal sowas von recht! Vielleicht machen wir hier mal alle zusammen ein Buch mit dem Titel: „Was in keinem Schreibratgeber steht!“ (inklusive Sams Typologie 🙂 ) Denn tatsächlich geht’s mir oft genauso: Manchmal fügen sich Ideen, Fundstücke, Fakten oder einfach hingetippte Sätze so perfekt ein, dass ich denke „Das musste jetzt so sein“. Liebe Grüße zurück!
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Na siehste, schon wieder so eine gute Idee! 😉
Mir geht’s genauso, selbst wenn man schon mitten drin im Manuskript ist. Die Frage ist doch, wie flexibel man damit umgeht …
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Gut, dann wird einer meiner nächsten Posts in Aufruf an die geschätzte WordPress-Gemeinde sein: Was steht so nicht im Schreibratgeber“ 🙂 Noch viel Spaß mit Herrn T.!
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Das sollte ich wohl mal lesen. Da könnte ich als Berlinerin glatt noch was lernen … 🙂
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Wenn Du Dich für Kunst ein bisschen interessierst – auf jeden Fall. Ich hatte immer den Anspruch, dass ein gutes Kinder/Jugendbuch allen LeserInnen, egal welchen Alters, Spaß machen muss 🙂
Ganz lieben Dank und herzliche Grüße!
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