Cyrano de Bergerac für Schriftsteller

Diese Kategorie – Filme für Schriftsteller – soll ein bisschen für Erholung sorgen. Gleichzeitig liebe ich einfach Filme mit, über, um, von Schriftstellerinnen und Schriftsteller(n) – oder was der Präpositionen mehr sind.

Systematisch werde ich in dieser Abteilung nicht sein; hier schreib ich einfach über Filme, die mir grad in den Sinn kommen und – im engen wie im weiten Sinn – die mit Schriftstellerei zu tun haben. Darunter fallen Biopics (etwa „Oscar Wilde“ mit einem phantastischen Stephen Fry) ebenso wie Filme über schreibende Menschen (da passt hier als erstes natürlich Stephen Kings „Misery“) oder einfach nur über Bücher- und Literaturliebhaber (z. B. „Club der toten Dichter“).

Starten möchte ich die Rubrik „Filme für Schriftsteller“ mit einem herausragend herrlichen Werk – eigentlich der Verfilmung eines Theaterstücks. 1897 schrieb dieser Herr hier das Versdrama, auf dem der Film von 1990 beruht:

Edmond_Rostand
Edmont Rostand (Quelle: Wikipedia, Library of Congress)

Rostands in Alexandrinern (sechshebige Jamben, sich reimend) verfasstes Stück „Cyrano de Bergerac“ handelt vom titelgebenden Schriftsteller Hector Savinien de Cyrano, der 1619 in Paris geboren wurde und (noch vor Jules Verne!) als „Vater der Science Fiction“ gehandelt wird:

Cyrano_de_bergerac
Hector Savinien de Cyrano (Quelle: Wikipedia, Bibliothèque de Bordeaux)

Der anonyme Kupferstich zeigt den Theaterdichter und Soldat mit seiner ganzen Nasen-Pracht, die sowohl in Rostands Stück und dementsprechend auch im Film mit Gérard Depardieu ja ausführlich gewürdigt wird.

Soviel zum Hintergrund des Films. Was macht ihn (und natürlich auch das Theaterstück) so reizvoll für jeden Schriftsteller?

Dazu lasst mich einen kurzen youtube-Ausschnitt bringen:

Hier wird ein Dichter gezeigt (er arbeitet an seinem „Die Reise zum Mond“), der um seinen schriftstellerischen Erfolg bangt. „Nur deine tolle Händelsucht vertrieb bisher den Ruhm“, rügt der Freund, was Cyrano zu einer herrlich zornigen Arie übers Speichellecken und die Anbiederung an den Kulturbetrieb inspiriert, zu seinem wiederholten, mit Abscheu gefüllten „Nein, vielen Dank!“ Dem stellt er sein Credo gegenüber, das ich mir, na, zu Herzen genommen: „Nur singen mit Gesang im Herzen!“

Das Schreiben ist zentrales Thema des Films, die Macht der Wörter wird immer wieder gezeigt – etwa in der Balkonszene, als Cyrano seinem Nebenbuhler die Liebesworte souffliert. Denn das ist der Film natürlich auch: ein Liebesfilm. Anrührend die tröstenden Worte des Gefährten: „Ruf laut, welch bittrer Stolz dein Herz umgibt/doch leis gesteh mir, dass sie dich nicht liebt.“

1990, als der Film in den Kinos lief, empfand ich ihn außerdem als eine Art Offenbarung: Ein Spielfilm mit einer Länge von über zwei Stunden funktioniert wunderbar mit sich reimenden Versen! Werden sie gut gesprochen, vergisst man mit der Zeit die kunstvolle Sprache und lässt sich von ihr treiben und berühren.

Das lag natürlich nicht nur am ausgefeilten Text, sondern auch an den fantastischen Schauspielern: Bis in die Nebenrollen hinein wurden die Verse so natürlich vorgetragen, dass sie nicht „störten“ und bald kaum mehr bewusst wahrgenommen wurden.

Und das lag – wie ich finde – an der Filmmusik, speziell am großartigen Hauptthema. Nur um das noch einmal hörbar zu machen, hier zum Abschluss der Trailer:

 

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